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Design Thinking mit der Deutschen Bahn #rp17

Man muss schon genau hingucken: Zwischen den ganzen Virtual-Reality-Experiences, die schon seit mindestens zwei Jahren bei jeder Agentur, die was auf sich hält, bei der dmexco zu sehen sind, entwickelt sich ein neues „Trend“-Thema. Immer mehr Unternehmen und Konzerne treten mit ihren Innovationsabteilungen an die Öffentlichkeit. Der Ideation Hub der VW zeigte sich mit ihren Produkten auf der diesjährigen CeBit. Praktischer dagegen zeigte sich die Deutsche Bahn: Ihr d.lab lud die Teilnehmer der re:publica dazu ein, innerhalb einer Stunde einen Kreativprozess zur Entwicklung eines Prototypen zu durchlaufen.

Die Aufgabe war: Einen Prototyp entwickeln, um das Erlebnis der Bordgastronomie zu verbessern. Die Stunde war voll gepackt. Nach der Bildung von vier Gruppen kamen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, um Ideen zur Erfüllung der Aufgabe zusammenzutragen. Diese sollten in einem Prototypen visualisiert werden. Dabei stand es der Gruppe offen, etwa eine App auf die Schnelle zu zeichnen und den Interaktionsfluss grob darzustellen. Räumliche Darstellung mittels Lego-Steinen waren ebenfalls möglich. Der Wahl der Mittel war somit keine Grenzen gesetzt – bis auf das zeitliche Limit: Durch striktes Timeboxing wurden die Teilnehmer dazu gezwungen, ihre Ideen nicht „totzudiskutieren“, sondern sich schnell auf die Erarbeitung von tragbaren Konzepten zu fokussieren.

Elevator Pitch

Die vier Gruppen durften ihren Prototypen in einem 60sekündigen „Elevator Pitch“ den Teilnehmern vorstellen. Sogar kurze Rollenspiele wurden vorgeführt, um das geplante Erlebnis zu veranschaulichen. Anschließend konnten alle darüber abstimmen, welches Konzept ihr Favorit war. Unser Entwurf einer auf unterschiedliche Bedürfnisse ausgerichtete App, flankiert von einem Familienbereich in der Bordgastronomie, erreichte den zweiten Platz. Insgesamt war es beeindruckend zu sehen, welche Ideen in den Gruppen entwickelt wurden.

Bei der Übung ging es vielmehr darum, den Teilnehmern, die vielleicht nur ansatzweise etwas über Kreativprozesse gelesen haben, aufzuzeigen, dass in der Kürze der Zeit und mit Disziplin erste Ergebnisse schnell sichtbar werden. Normalerweise werden co-kreative, interdisziplinäre Workshops (Design Thinking ist eher Mindset als Workshop) über einen längeren Zeitraum angesetzt. In diesen werden zum Beispiel Ergebnisse aus Nutzerbefragungen als Grundlage eingebracht, um die Bedürfnisse der Anwender besser berücksichtigen zu können.

Aufgrund des knappen Zeitrahmens war es natürlich nicht möglich, auf die Straße zu gehen und Menschen über ihre Erwartungen an eine Bordgastronomie zu befragen, um daraus detaillierte Personas zu erstellen. Aus demselben Grund konnten die Teilnehmer bestenfalls nur einen kurzen Einblick darin erhalten, was Design Thinking ist und wie es Unternehmen helfen kann, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Mehr noch: Die einschlägige Literatur wie etwa das „Digital Innovation Playbook“ von Dark Horse oder „This is Service Design Thinking“ von Marc Stickdorn und Jakob Schneider zeigt viele Methoden auf, mit denen Gruppen kreativ Konzepte entwickeln können – viel mehr, als dass man diese in einer Stunde vorstellen könnte.

Der Workshop von d.lab zeigte aber auf, dass es sich lohnt, Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven in einem Prozess zusammenzubringen, um gemeinsam und effizient Lösungen zu entwickeln, die gerne verwendet werden. Alleine deswegen war dieser Workshop für mich eines der Highlights der re:publica 2017.

Infos & Links

  • https://www.bahn.de/db_regio/view/zukunft/d-lab.shtml
  • https://ideationhub.de/
  • https://re-publica.com/de

Von Jan Piatkowski

Vater, Digitaler, Denker, liebt The Sisters Of Mercy, liebt Borussia Mönchengladbach, filmt, fotografiert. Strategic Designer im Rheinland. Heimbrauer NOR APA Craft Beer, Lokalpolitik für die CDU Neuss.

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