Manchmal muss man Glück haben: In den Tagen vor der re:publica 17 in Berlin gab Microsoft Einladungen raus, um ihre HoloLens live auszuprobieren. Da konnte ich unmöglich „nein“ sagen.
Microsoft hatte für die Demo Quartier im re:laboratory bezogen – eine mehrstöckige Halle mit offener Mitte, in der verschiedene Hersteller und Medienhäuser ihre Ansätze für angereicherte Realitäten (Mixed Reality, Augmented Reality, Virtual Reality) vorgestellt haben. Das Schöne an der Lösung aus Redmond: Microsoft HoloLens wird von den Marketern – die seit zwei Jahren bei der dmexco ihre Cardboards allen Interessierten und Nicht-Interessierten hinterherwerfen oder ihre Stände „Oculus-Ready“ machen – nicht übermäßig gehyped. Das mag auch daran liegen, dass Microsoft sich kommunikativ stark auf Anwendungsfelder in Bildung und Forschung fokussiert. Das gaben auch die Demos her, die ich bei der #rp17 ausprobieren durfte. So konnte ich einen Blick in ein schlagendes Herz werfen und diverse Krankheitsbilder simulieren lassen. Ebenso wanderte ich um einen Motor umher und konnte mit einer Geste das Modell „explodieren“ lassen, um einen Blick auf einzelne Teile zu werfen. Aber auch Gaming wurde geboten: Mit Gesten musste ich meinen Raum vor eindringenden Robotern verteidigen.
Stets war dabei die tatsächliche Umgebung zu sehen. Es war bemerkenswert, wie schnell man die Gesten zur Steuerung der HoloLens drauf hat. Programme öffnen und schließen, Fenster an Wände anheften und aktuelle Simulationen vergrößern – alles ließ sich größtenteils ohne aufwändige Fummelei bewerkstelligen. Lediglich als Brillenträger hatte ich anfangs meine Schwierigkeit, die HoloLens-Brille so zu tragen, dass ich die Simulation vor mir einwandfrei wahrnehmen konnte.
Ich war schon beeindruckt, wie gut das von der Hand ging. Gespannt bin ich, wann HoloLens eine breitere Anwendung finden wird. Denn erstmal muss das Produkt erschwinglich genug sein, damit Bildungseinrichtungen und Ingenieure damit arbeiten können. Dazu müssen Entwickler ihre Lösungen für HoloLens neu konzipieren. An Vorstellungen, wie diese Konzepte aussehen können, mangelt es wohl nicht, wenn man einen Blick auf Microsofts HoloLens-Channel bei YouTube wirft. In Deutschland konnte bereits 2015 thyssenkrupp einen Wartungsservice für Aufzüge mit HoloLens realisieren.
Wie gesagt, es war schön zu sehen, dass mit HoloLens eine Technologie demonstriert wurde, die echte Lösungen für Probleme oder Prozesse in der Industrie aufzeigen. thyssenkrupp ist ein schönes Beispiel für den Einsatz von Mixed Reality. Dazu zähle ich General Electric als Innovationstreiber: GE setzt Oculus Rift und Virtualisierungen mittels der Unity-Engine ein, um ihre Ingenieure im Bereich der Nukleartechnologie zu schulen. Ich bin sehr gespannt, wie gut HoloLens und Oculus dann funktionieren werden, wenn die Technologie noch kleiner, noch ausgereifter und realer wird. Dann würde es auch für den Heimbereich interessant werden – denn würde sich jeder eine so große Brille auf den Kopf setzen, um Netflix, Skype oder Social Media zu nutzen? Ein Konzept hat Facebook mit „Facebook Spaces“ bereits aufgezeigt, auf Basis von Oculus Rift. Und vergessen wir Apple nicht…