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Google Cardboard: DIY Virtual Reality

Auf der diesjährigen dmexco ist es schon aufgefallen (es sei denn, man hat die Zeit in der Warteschlage an der Rolltreppe verbracht): Virtual Reality war an vielen Ständen präsent. Egal, ob das Oculus Rift von Facebook oder die DIY-Alternative Google Cardboard im Einsatz war – die Technik erscheint nicht nur marktreif, nein, auch die ersten Ansätze für das Storytelling werden greifbar. Zeit genug, das eigene Set zusammenzufalten und einzutauchen.

Günstig mit Cardboard starten

Dabei braucht es zum Start nicht viel. Ich machte es mir bequem und bestellte für knappe 13 Euro das Magic Cardboard bei Amazon, welches 100% den Spezifikationen von Google entspricht. Wer mag, organisiert sich die Einzelteile selbst und baut sie anhand der entsprechenden Anleitung auf der Website von Google Cardboard zusammen. Dazu: Das eigene Smartphone, und es ist egal, ob es ein Gerät mit iOS oder Android ist – nur sollte aufgrund der Leistung Gerät und Betriebssystem nicht zu alt sein. In meinem Fall kam das iPhone 6 zum Einsatz.

Ist alles zusammengefaltet – ganz ohne Klebstoffeinsatz – geht’s auch schon los. Passende Apps sind kostenlos in den jeweiligen Stores verfügbar. Für den Anfang schaute ich mir diese an:

App starten, an der entsprechenden Stelle das Cardboard-Symbol antippen, Phone quer ausrichten und in das Cardboard klemmen (per Klettverschluss), aufsetzen – fertig!

San Francisco ist gar nicht so weit weg

VRSE Cardboard-AnleitungWer Google Streetview bereits vom Standard-Rechner kennt, weiß, was ihn erwartet: 360°-Ansichten von, nun ja, statische Straßenszenen. Die Kartenansicht zeigt direkt anhand roter Punkte, wo diese Ansichten verfügbar sind, alternativ sucht man sich eine Umgebung aus „In this area“ raus. Sobald man den Kopf dreht, hebt und neigt, bewegt sich das Bild entsprechend mit. Sieht man am Boden eine Wegmarke, die einen die Straße weiter schickt, drückt man an der Seite den Magneten kurz runter und löst damit einen Klick aus. Und natürlich kann man mit der App auch seine eigenen 360°-Impressionen machen.

VRSE dagegen geht ganz auf Storytelling – beziehungsweise: VR-Filme. Mit den New York Times, dem VICE Network und den United Nations wurden erste Filme bereits umgesetzt. Und das durchaus mit Anspruch: „Clouds Over Sidra“ thematisiert die Situation der Flüchtlinge in Syrien, „Waves Of Grace“ erzählt die Geschichte einer Ebola-Überlebenden. Fast abendfüllend, tiefgehend, emotional. Es wird direkt deutlich, dass ein Regisseur aufgrund der unendlichen Betrachtungswinkel einen solchen Film anders konzipieren muss, wie etwa einen Hollywood-Blockbuster.

VR-Content muss Mehrwerte bieten – wie alle anderen Inhalte auch

Im Alltagsbetrieb, etwa für VR-Content von Marken, Vereinen und Institutionen, muss dagegen die Hemmschwelle für den Nutzer überwunden werden, damit er entsprechende Inhalte in einer App auswählt, sein Cardboard hervorholt und für 2-3 Minuten sich von der Außenwelt abschottet. Und nein, Gewinnspiele sind auch hier kein Allheilmittel, dafür kann das Medium zu viel leisten. Der Nutzen für den Anwender muss deutlich erkennbar sein. Abgesehen davon, dass es auch natürliche Einschränkungen gibt: Wer etwa Probleme hat, 3D-Filme zu sehen, weil er schnell Kopfschmerzen bekommt, der wird es im Cardboard nicht lange aushalten. Natürlich nur, wenn die Pappe nach langer Benutzung noch hält – es sei denn, man bastelt sich direkt eine Brille mit LEGO-Steinen.

https://www.youtube.com/watch?v=KM-DA0d95R8

Ansätze, die ohne Brille auskommen, sind etwa 360°-Videos auf YouTube oder demnächst die Immersive 360° Videos auf Facebook. Speziell für Facebook ist der Prozess aber noch langwierig, da in der Produktion für eine Stunde Filmmaterial etwa 22 Gigabyte (!) an Daten in Minimum 4K-Auflösung anfallen, wie Facebook in seinem Blick hinter die Kulissen der 360°-Videoproduktion aufzeigt.

Produktion: Ein Fass ohne Boden?

Produktionsseitig ist die Budget-Skala nach oben offen. Google selber bietet mit dem Cardboard Design Lab (Android) erste Ansätze zur Entwicklung von Cardboard-Content an. Die Google Camera App für Android hilft ebenfalls dabei, 360°-Bilder anzufertigen, wie die Streetview-App (siehe oben). Für Video-Content kann bereits für knapp 300 Euro eine entsprechende Spherical Camera wie Ricoh Theta erstanden werden. Auf Kickstarter dagegen läuft bis Ende Oktober das Crowdfunding für „SHOT“, eine Spherical Lense für Smartphones. Mal sehen, wann ich selber mal eine ausprobieren darf 🙂 Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass etwa für Cardboard oder Oculus Rift das Material noch entsprechend bearbeitet werden muss, damit es mit den Zielgeräten kompatibel ist.

Habt ihr ein Cardboard oder gar ein Oculus Rift zuhause? Oder irgendwo schon coolen VR-Content in freier Wildbahn gesehen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen 🙂

Von Jan Piatkowski

Vater, Digitaler, Denker, liebt The Sisters Of Mercy, liebt Borussia Mönchengladbach, filmt, fotografiert. Strategic Designer im Rheinland. Heimbrauer NOR APA Craft Beer, Lokalpolitik für die CDU Neuss.

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