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2014: Life, Death, Smoke and Mirrors

Ich denke nicht gerne in den Kategorien, dass man mit neuen Vorsätzen ein neues Jahr besser gestalten kann. Grotesk gerade zu die Vorstellung, dass mit einer neuen Zahl im Datum sich vieles ändern soll, denn im Moment tragen wir immer die Summe unserer vergangenen Entscheidungen und äußeren Einflüsse mit uns herum. Dennoch: 2014 war ein Jahr, dass so unterschiedlich in den Empfindungen nicht hätte sein können. „Life, Death, Smoke and Mirrors.“

Der Rauch („Smoke“) tritt dabei auf verschiedene Episoden des Jahres zu. Zum einen der Autounfall vom 02.01. in Köln, über den ich im Moment nicht viel mehr sagen darf / will / möchte. Zum anderen aber auch im Mai in Amsterdam, als ich mit Chris das Konzert von The Sisters Of Mercy im Melkweg (Support: Losers.) gesehen habe. Wie immer gab es viel Rauch, aber auch einen satten Sound, ein grandioses „MORE“ zum Auftakt, eine signierte CD des Support Acts und drumherum ein sehr tolles Wochenende in einer der schönsten und interessantesten Städte Europas.

Sich im Spiegel betrachten zu können („Mirrors“), ist für mich elementar im Denken verankert. Die Standortaufnahme, der eigene Status führte bereits Ende 2013 dazu, mich verändern zu wollen. Nach rund zweineinhalb Jahren im Kölner denkwerk ging es zu neuen Ufern nach Flingern (oder Grafental, je nachdem, wie man es sieht), zu AKOM360 und Simon Harlinghausen, in viele spannenden, interessanten, vielseitigen Aufgaben hinein. Aber auch das „gespiegelt werden“, sei es durch Feedback im Job oder bei eigenen Arbeiten in diesem Jahr, ist eine Form des Feedbacks, erst recht, wenn es konstruktiv ist. So gelang ich zu der Erkenntnis, dass die Vorträge, die ich in diesem Jahr zu „Gesundheit und Pflege im Netz“ in Berlin, Stuttgart und Neuss halten durfte, letztlich zu breit gefächert waren, um dem Publikum einen Mehrwert zu bieten. Es führte auch dazu, meine Erarbeitung zu einem Thema nochmals zu verfeinern. Und letztlich hielt ich bei der re:publica 14 in Berlin auch den Spiegel der Branche in der Hand, um zu sehen, welche Themen bei den digitalen Denken im Jahr eins nach Edward Snowden dominieren – und welche Konsequenzen dies für das Netz und Gesellschaft hat. Meine Gedanken dazu sind hier zu finden.

„Smoke and Mirrors“ ist übrigens eine Metapher im englischsprachigen Raum, die eine Täuschung im Sinne einer magischen Illusion (unter Zuhilfenahme von Rauch und Spiegeln) beschreibt. Ein Schelm, wer dabei an die Kreativbranche denkt 😉 Aber gerade im diesem Jahr musste ich häufig feststellen, dass es sich immer lohnt, sich nicht nur der Illusion eines Standpunktes hinzugeben – eine andere Perspektive kann mitunter auch dazu führen, dass der Trick eines Magiers entlarvt wird, der eigene Ansatz nicht mehr gültig ist, oder dass das Drehen an Stellschrauben zu völlig neuen Ergebnissen führt. Entsprechend viel habe ich in diesem Jahr zu strategischen Ansätzen, Werkzeugen und Inhalten gelesen.

?ód? Manufaktura: Hannah looking for a way

Dass das Leben („Life“) viele Anlässe bietet, gefeiert zu werden – auch das war 2014. Eheschließungen, Neugeborene, neue Freunde – alles war dabei. Stellvertretend für all diese Meilensteine erinnere ich mich an eine Unterhaltung mit Marcel während besagter Hochzeit. Es käme gar nicht darauf an, meinte ich, ob der mit der zusammenpasst, ob man einem anderen gefällt – wichtig ist für sich selbst nur das Gefühl, zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen zu leben. Banal klingt es – aber es ist so wichtig, sich nicht „entrückt“ vorzukommen. Das Leben wirft genug Herausforderungen uns entgegen. Und Wege, die beschritten werden wollen: Der Aufenthalt im Oktober in Lodz war ein wenig Heimkehr, wenn man bedenkt, dass ein guter Teil meiner Familie da her stammt. Und in der goldenen Herbstsonne den Hochzeitstag begehen zu dürfen, ist ja auch nicht verkehrt. Als „Koch“ durfte ich mich auch versuchen, als ich zum Nikolaustag meine ersten Kopytka machte und damit eine Familientradition, die mein Bruder schon längst aufgegriffen hat, fortsetzte. Das Ergebnis in Kürze hier.

Nun war es in den letzten Jahren so, dass ich zum Ende eines Jahres an die denken musste, die von uns gegangen sind. Als mich Anfang des Jahres die Nachricht erreichte, dass mein ehemaliger Kollege Peter Philipp vor seiner Zeit verstorben war, musste ich innehalten. Es war noch nicht so lange her, als ich mich von meinem damaligen Job in Bochum auf dem Weg durch das Schneegestöber nach Düsseldorf in zakk gemacht habe, um dort den letzten Auftritt von Peters Waschkraft zu sehen, 2010 war das. Als Kollegen haben wir viele Projekte zusammen gestemmt. Handwerklich habe ich beim Filmemachen viel von ihm gelernt – mehr aber noch seine imponierende Fähigkeit, Dinge humorvoll und gelassen zu betrachten.. Immer mit einem Witz, mehr noch mit einem schlauen Gedanken dahinter – was als „Lyriker für Lyrik-Gegner“ nicht gerade verwunderlich ist. Als feststand, dass er krank war, war ich bereits im Wechsel zu einer neuen Aufgabe. Danach haben wir uns bei einem „Ehemaligen-Treffen“ der center.tv-Ruhr-Leute gesehen und geredet. Es war die letzte Begegnung. Peter ging am 6. Februar im Alter von 42 Jahren von uns.

Was mich umso wuchtiger aus meiner Umlaufbahn warf, war, als ich vom plötzlichen Tod von Thorsten, eines alten Freundes, erfahren hatte. Die gemeinsamen Erinnerungen reichen bis in meine Oberstufenzeit zurück, als wir in der Teestube des evangelischen Paul-Schneider-Haus in Erfttal freitagabends das Wochenende eingeläutet hatten. Lange hatten wir uns nicht gesehen, bis der Zufall seine Finger im Spiel hatte. Als meine Anja unsere Hannah zur Welt brachte, trafen wir anschließend im Zimmer eine Frau, die ihre Tochter am Tag zuvor zur Welt gebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass Thorsten der Vater und Ehemann war. Was witzig war, da wir uns im Frühjahr 2013 beim Kappessonntagszug in Neuss trafen und uns zum gegenseitigen Vaterwerden beglückwünschten. Wir meldeten unsere Töchter zusammen an, sprachen über das, was sich für uns nun verändern würde, über die Freude, einen neuen Menschen in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Wir haben immer geschrieben, und als wir seine Familie im Juli besucht hatten, war es so herzlich. Die Töchter spielten, die Frauen verstanden sich prächtig, und Thorsten und ich sahen Fotos von damals, von Touren, Erlebnissen, Erinnerungen. Er sprach auch über die Gesundheit, über die Arbeit, über sein Hobby, den Schwalben-Club – es war ein Moment zum Innehalten, um das Glück, das uns zu Teil wurde, zu genießen. Als ich wenig später geschockt erfahren habe, dass er nicht mehr lebt… Es war die brutale Erinnerung daran, wie fragil das alles ist, was wir haben. Es war der Schmerz, daran denken zu müssen, was seine Frau und seine noch junge Tochter erleben mussten. Es war die Ohnmacht, nichts tun zu können. Es war die schmerzhafte Erinnerung daran, dass wir hier nur auf Zeit existieren und manchmal zu flüchtig und zu beiläufig unsere Aufmerksamkeit weg von den Menschen lenken, die es vielleicht am meisten benötigen.

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Nun, was steht 2015 an? Da wären wir wieder beim Abschnitt „Leben“… denn Hannah, Anja und ich werden unser 2. Kind, wenn alles gut geht, im Juni begrüßen dürfen. Wieder werde ich mich mit der Frage auseinandersetzen, wie zum Teufel wir die Kinder in einer sich ständig ändernden Welt bestmöglich auf das, was kommt, vorbereiten. Da werden wir sicher einen Weg finden 😉 Und sonst? Es wird stets neue Herausforderungen, Orte, Erlebnisse, Erinnerungen, Momente geben. Menschen, die wir direkt und indirekt berühren. Also, Augen zu, Lächeln auf, und auf geht’s!

Von Jan Piatkowski

Vater, Digitaler, Denker, liebt The Sisters Of Mercy, liebt Borussia Mönchengladbach, filmt, fotografiert. Strategic Designer im Rheinland. Heimbrauer NOR APA Craft Beer, Lokalpolitik für die CDU Neuss.

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