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Über digitale Fußballprofis, hier: Mario Götze

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(Bild via http://placeit.breezi.com – Screenshot wurde selbst angefertigt)

„Wie verändert Social Media die Welt des Spielerberaters?“ Das war eine der Fragen, die sich mir in der Diskussion mit Umut stellte, als wir über den Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern auf Facebook thematisierten. Genauer genommen kamen wir schnell auf den Punkt, wie Profifußballer heute soziale Netzwerke – bzw. das Internet an sich – für PR und Medienarbeit nutzen / nutzen sollten.

Brisante Meldung, hoher Impact

Vorweg: Fußball ist in Deutschland ein sehr emotionales Thema – speziell im Ruhrgebiet, was ich zu center.tv-Zeiten (nicht nur) im Rahmen der BVB-Meisterfeier 2011 erleben durfte. Und es liegt umgekehrt auch auf der Hand, dass nicht jeder Fankommentar auf Twitter, Facebook und der eigenen Website aufgegriffen werden kann.

Was ist passiert? Am Abend des 22. April meldet BILD exklusiv, dass Götze ab 1. Juli bei den Bayern spielt. Gestern vormittag kündigte der BVB eine Erklärung an, die die Meldung bestätigte – erst auf Facebook, dann an die Medienvertreter, wie David Nienhaus (WAZ) unter @ruhrpoet auf Twitter anmerkte.

Keine Ente also. Die BVB-Fans rennen Götze die Bude ein und posten viele sehr hasserfüllte Kommentare an seine Facebook-Timeline. So häufig wurde der Name „Judas“ gefühlt seit dem Neuer-Wechsel an die Isar nicht mehr verwendet. („Wenn wir an Götter glauben, dann tragen sie Trikots“, sang Campino neulich – hach, Fußball und Religion!) Kurzerhand wird die Funktion, als Otto Normalnutzer seinen Senf an die Timeline zu posten, abgeschaltet, was freilich niemanden daran hindert, die letzten Bilder und Statusposts des Profis für „Feedback“ zu nutzen. Sein Fotopost vom 17. April „freut“ sich über mehr als 15.000 Kommentare.

Facebook Mute Button

Muss man beunruhigt sein? Als Profi, als Sponsor, als Verein? Vielleicht. Weniger aufgrund der wenig differenzierten Rückmeldungen – diese darf man eher von einschlägigen Blogs wie Pottblog, Gib mich die Kirsche oder Breitnigge erwarten. Eher ist problematisch, wie ein junger Profi, von dem man annehmen darf, dass er – oder zumindest seine Berater – eher netzaffin ist, ungeschickt und am Fan vorbei „kommuniziert“. Keine Erklärung vorab, oder zum Zeitpunkt der BVB-Stellungnahme. Keine Worte, keine Begründung, kein Trost, kein Dank für das, was mal war, kein Bitten für Unterstützung auf den letzten Metern einer Saison, die für den BVB noch so viel verspricht. Keine Worte, wohin man auch blickt. Stattdessen das Abschalten einer Funktion bei Facebook, was einige auch so interpretieren könnten, als wolle man weghören.

Einen Königsweg gibt es kommunikativ hier vielleicht nicht. Im „Krisenfall“ ist Flexibilität und Offenheit gefragt, ein Schema F gibt es nicht – aber man darf doch den Fans zumindest das Gefühl geben, dass es einem nicht eben hinten rum vorbei geht, auch auf die Gefahr hin, dass Floskeln gebraucht werden, die im Fußball schon zu oft gebraucht wurden. Und die Bedingungen sind auch nicht günstig: Ausgerechnet zu den Bayern? Vor dem vielleicht wichtigstem Spiel der Vereinsgeschichte am Mittwoch gegen Real Madrid? Und einem möglichen Finale gegen den FCB?

Hasser ausblenden, lieber gut vorbereiten

Nein, die Hasser und „Sozialromantiker“ (das Wort war in einigen Kommentaren auch zu lesen) werden weiter flamen, was das Zeug hält. Der rational denkende Mensch wird es nachvollziehen können, wenn mit ihm geredet wird. Das werden auch Sponsoren und Partner registrieren. Gerade unter den gegebenen Umständen und der Tatsache, wie viel Geld hier bewegt wird, sollte es machbar sein, auch bei diesem Extremfall agil, strategisch und trotz der knappen Zeit gut abgestimmt kommunizieren zu können. Auch unter der Berücksichtigung, dass es im Profifußball sicher viele Vorgänge und Details gibt, die so nicht spruchreif und daher brisant sind.

Auch im Profisport ist digitale Kommunikation mehr als das häufige Absetzen von Bildern, Posts und Links. Profisportler sind Menschen und Marken zugleich. Mit guter und schlechter PR, Strategie, Kommunikationswegen. Wenige haben das verstanden, denn im Extremfall sicher kommunizieren zu können, zeigt potentiellen Sponsoren und Werbepartnern auch, dass man als Botschafter einer Marke wirkungsvoll funktionieren kann. Nah am Fan. Es gibt Profis im Netz, die das bereits sehr gut und authentisch machen – dazu später und an anderer Stelle mehr.

(PS: Fortsetzung folgt, deswegen, weil mir beim Schreiben noch Ideen gekommen sind, deren Erwähnung hier aber den Rahmen sprengen würde 😉

Von Jan Piatkowski

Vater, Digitaler, Denker, liebt The Sisters Of Mercy, liebt Borussia Mönchengladbach, filmt, fotografiert. Strategic Designer im Rheinland. Heimbrauer NOR APA Craft Beer, Lokalpolitik für die CDU Neuss.

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